Im Fokus: ASCO Mai 2024, Hautkrebsinformation 7. Mai mit Gedächtsnislecture und 14. ZDFT 2024 im Fokus.
Es freut uns, Ihnen den ersten Newsletter dieses Jahres, bereits die 30. Ausgabe, zuzusenden.
ASCO-Meeting, Chicago, 31. Mai – 4. Juni 2024
Prof. Reinhard Dummer
Eindrücke vom ASCO 2024 publiziert in der Fachzeitschrift info@onco-suisse, Kongresszeitung (MedInfo Aerzteverlag):
Prof. R. Dummer antwortet dem Redaktionsteam Eleonore Droux & Prof. Roger von Moos wie folgt:
1. Welche Schweizer Studien respektive Resultate mit dem Fokus Schweiz sind ihnen aufgefallen und erwähnenswert?
Das Melanom ist und bleibt eine Galionsfigur für die Entwicklung der Immuntherapie und der zielgerichteten Behandlungen.
Die Schweizer Studien sind in diesem Bereich integriert in weltweitumspannende Netzwerke. So wurden zum Beispiel unsere Wissenslücken schliessenden Ergebnisse zu adjuvanten Therapie des Melanoms mit der Kinase-Inhibitor Kombination Dabrafenib und Trametinib vorgestellt. Interessant sind auch Ergebnisse zur Behandlung von Hirnmetastasen. Insbesondere in diesem Bereich wird noch sehr wenig Forschungsarbeit geleistet. Schweizer Arbeitsgruppen, insbesonders am Universitätsspital Zürich unter Leitung der Neurologie sind hier sehr aktiv und finden internationale Beachtung.
2. Welche News sind in ihrem Gebiet Practice Changing (Diagnostik, Therapie, Nachsorge)?
Das Highlight im Bereich der neoadjuvanten Therapie ist nicht nur für die Melanom Forscher, sondern für die gesamte Onkologie war die Vorstellung der NADINA-Studie. Die Ergebnisse sind am gleichen Tag im New England Journal of Medicine publiziert worden. Die Forschungsgruppen um Christian Blank, Amsterdam und Georgina Long, Sydney Australien haben eine grosse internationale prospektive randomisierte Studie durchgeführt. Dabei wurde als Standartbehandlung das übliche Vorgehen bei makroskopischen Lymphknotenmetastasen des Melanoms verwendet. Diese Metastasen werden typischerweise operiert und dann wird eine adjuvante Immuntherapie mit einem Anti PD1 Antikörper durchgeführt.
Der experimentelle Arm beinhaltet eine neoadjuvante Therapie mit zwei Infusionen Ipilimumab und Nivolumab und dann eine Resektion. Nur bei einem ungenügenden histopathologischen Ansprechen wurde noch eine weitere Immuntherapie durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten einen dramatischen Vorteil für den neoadjuvanten Ansatz wobei nach neoadjuvanter Therapie sogar 60% der Patientenkeine zusätzliche adjuvante Behandlungen erhalten mussten. Im Vergleich zum herkömmlichen Behandlungspfad war die neoadjuvante Therapie um 68% verbessert bezüglich eventfreien Überleben, das ist wirklich atemberaubend und muss sich in einer Änderung der täglichen Praxis niederschlagen.
Auch eine weitere neoadjuvante Studie hat überrascht. Dabei kam Daromun (L19IL2/L19TNF) zum Einsatz, ein bispezifischen Molekül, dass Fibronektin beinhaltet und im Tumor Zytokine deponiert. Dieser Ansatz hat im neoadjuvanten Setting zu einer Verbesserung des rezidivfreien Intervalls geführt.
3. Geben sie uns einen kurzen Überblick zu den Highlights im adjuvanten Bereich?
Die prospektive Randomisierte Combi-AD-Studie verglich bei Patienten mit resezierten Melanom im Studium III eine Behandlung mit den Kinase-Inhibitoren Dabrafenib und Trametinib gegenüber einem Beobachtungsarm. Die Behandlungsdauer war 12 Monate. Wir haben nun Ergebnisse zum Langzeitüberleben mit einer Nachbeobachtungszeit von mehr als 100 Monaten. Die einjährige Behandlung führt zu einem auch nach Langzeitbeobachtung dokumentierten Vorteil beim Gesamtüberleben mit einer Hazard Ratio von 0.8%, also einer Verbesserung um 20%. Das war nicht ganz signifikant. Die Ursache hierführt liegt da, dass sich Patienten mit einer V600K Mutation anders verhalten haben als die sonst viel häufiger gesehene BRAF-V600E Mutation.
Es ist schon erstaunlich, dass trotz so vieler erfolgreicher Zweitling Behandlung, der Behandlungserfolg wenn auch in reduzierten Umfang erhalten bleibt.
4. Welche Studien halten sie im Bereich palliative Systemtherapie für erwähnenswert?
In der erstlinien Therapie bei vorgeschrittenen metastasierenden Melanomen wurden interessante Ergebnisse berichtet zur Triple-Behandlung. Dabei wurden drei verschiedene Checkpoint Inhibitoren eingesetzt: der Anti PD1 Antikörper Nivolumab, der Anti CTLA4 Antikörper Ipilimumab und der Anti LAG3 Antikörper Relatlimab. Ipilimumab wurde dabei in reduzierter Dosis gegeben. Es kam zu ausgeprägten Nebenwirkungen, die allerdings nicht sehr viel stärker ausgeprägt waren wie bei der Kombination Ipilimumab und Nivolumab. Die Ansprechrate lag bei deutlich über 50%. Das mediane progressonsfreie Überleben wurde nicht erreicht. Die Prozentzahl der nach drei und vier Jahren lebenden Patienten lag jeweils bei 72%. Das sind hervorragende Ergebnisse, die jedoch bei der geringen Zahl an Patienten mit Vorsicht interpretiert werden müssen.
Meiner Meinung nach sollte dieser Ansatz auf jeden Fall weiterverfolgt werden. Insbesondere auch deshalb, weil die Patienten die wegen Nebenwirkungen die Therapie abbrechen mussten, eine genauso positive Perspektive erhielten. Bei den neueren Ergebnissen sind inzwischen bei vielen Medikamenten Entwicklungen zu finden, die sogenannte bispezifische Ansätze verfolgen. Dazu gehören rekombinante T-Zell- Rezeptoren oder bispezifische Antikörper. Interessant sind die Ergebnisse zu den rekombinanten T-Zell-Rezeptoren die PRAME im Kontext von Klasse HLA-A2 erkennen.
5. Es gab auch dieses Jahr wieder negative Resultate, welche haben sie überrascht?
Es gab auch einige Studien die die Erwartungen nicht erfüllt haben. So zum Beispiel der Einsatz von Dreifachbehandlungen bei Patienten mit Melanomen, die auf eine vorangegangene Anti PD1 Therapie resistent waren.
6. Was bewegt sie dazu die beschwerliche Reise nach Chicago anzutreten und nicht Chicago in the Mountains in der Schweiz zu besuchen?
Obwohl der ASCO-Kongress aufgrund seiner Grösse sehr unübersichtlich ist, finden sich doch immer wieder Gelegenheiten zum persönlichen Austausch mit Kollegen, aber auch mit der forschenden Industrie. Dieser Austausch ist absolut notwendig um klinische Studien an der in der Klinik relevanten Behandlungslücken zu orientieren. Eine virtuelle Veranstaltung könnte dies nie ermöglichen.
EUROMELANOMA Hautkrebskampagne/Monat Mai 2024: Patientenakademie Hautkrebs
Publikumsinformation, 7. Mai 2024
Grosser Hörsaal Ost
Schöner Erfolg, Veranstaltung mit gegen 200 Teilnehmern Kurzvorträge/ Vorstellen der Patientenorganisationen «Melanom», lymphom.ch und Krebsliga Kanton Zürich mit Standpräsenz im Foyer beim Apéro.
Bekanntgabe der Zertifikatsverlängerung «selbsthilfefreundlich» durch Selbsthilfe Schweiz im April 2024.
Gedächtnislecture: Donationen anlässlich Hochzeit eines Donatorenpaares in Memoriam an einen der beide an einem Melanom verstorbenen Väter der Brautleute.
Spendenaufruf auch Hochzeitseinladung. Der VHKF hat sich sehr über diese kreative und wertschätzende Initiative gefreut. Gewürdigt hat der VHKF die Donationen mit einer Gedächtnislecture an der Patientenakademie Hautkrebs / Patienten/Publikumsinformation am 7. Mai 2024, an dem die Trauerfamilie persönlich anwesend war
Interdisziplinäre Dermatoonkologie-Fortbildung: 23. Mai 2024
Neustes zu Hautkrebs – Diagnose und Therapie
Leitung PD Dr. Joanna Mangana, Prof. Dr. Reinhard Dummer
Gegen 140 Dermatolog;innen und weitere Fachärzt:innen informierten sich über aktuellste Themen zu Hautkrebs; insbesondere freuten wir uns sehr über den Vortrag unserer Gastreferentin:
Ein wichtiges Thema war auch die Nachsorge beim Melanom und Merkezellkarzinom und die enge, sehr wertvolle Zusammenarbeit mit unseren Zuweiser:innen zur Sicherstellung einer langjährigen, kontinuierlichen optimalen Patientenbetreuung.
Link zu Nachsorgeschemen
Melanom und Merkelzellkarzinom
Keynote Lecture:
Meine persönlichen Highlights bei der Behandlung von Hautkrebserkrankungen im Jahr 2024, Prof. Dr. med. Carola Berking, Chefärztin, Dermatologie, Uniklinikum Erlangen
ZDFT 2024 – VHKF als Co-Veranstalter
Mit grosser Befriedigung blicken wir auf 3 äusserst vielseitige und spannende Kongresstage der ZDFT 2024 zurück.
Mehr als 60 Referentinnen und Referenten, Experten aus der Dermatologischen Klinik USZ und Partner aus assoziierten Institutionen beleuchteten systematisch auf ausgezeichnetem Niveau wichtige neue Aspekte der Dermatologie.
Wir verzeichneten einen neuen Teilnehmer-Rekord – über 380 Dermatolog:innen nahmen teil. Insbesondere bereichernd war die enge Zusammenarbeit der inhaltlichen Gestaltung mit den praktizierenden Dermatologen. Dies stellt sicher, dass Letztere bestmöglich von den neuen Erkenntnissen in der täglichen Arbeit in der Praxis profitieren können, was sehr geschätzt wird.
Herzlichen Dank an unsere Teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen und unseren Referent;innen. Für uns war es eine Freude den Vorträgen auch seitens jüngerer «Nachwuchs-Ärzt:innen» beizuwohnen.
Spannende interdisziplinäre Aspekte aus der ORL, Plastischen Chirurgie, Radioonkologie, Psychosomatischen Medizin faszinierten. Zahlreiche anspruchsvolle Fallpräsentationen stellten den interaktiven Charakter sicher – auch stets sehr beliebt und geschätzt.
Personalia / Auszeichnungen
St. Gallen
Dr. med. Rebekka Mendez Lopez, Oberärztin ab 1.8.2024
Ich freue mich, ab August 2024 die Abteilung der Dermatoonkologie in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Kantonsspital St. Gallen neu oberärztlich zu betreuen. Das Interesse für Hauttumore habe ich schon früh während meiner Dissertation bei Prof. Lukas Flatz entdeckt. Während meiner Ausbildungszeit in St. Gallen und Tübingen entwickelte sich meine Faszination für die Immunbiologie dieser Neoplasien weiter. Die rasante Entwicklung von neuen Therapieansätzen macht das Gebiet äusserst spannend und gibt Anlass für grosse Hoffnung in der Behandlung unserer Patienten.
Zürich
Andrea Roggo
(Forschungsgruppe Dr. Dr. Egle Ramelyte)
Erhalt des Young Investigator Travel Award im Rahmen des WCCL (World Congress on Cutaneous Lymphoma), April 2024: “selected as outstanding by our Scientific Review Council”
PD Dr. Johanna Mangana
Beförderung zur Oberärztin m.e.V. per 1. Juni 2024
Der VHKF gratuliert herzlich.
Podcast Melanom auf Website
Finanziert durch eine zweckgebundene Spende von Pierre Pharma AG erstellte der VHKF Podcasts zu den wichtigsten Fragen über das Melanom her. Verfasst wurden sie vom Team der Dermatoonkologie, Dermatologische Klinik USZ – für unsere Patient:innen und allgemein für Betroffenen und Interessierte.
https://www.skincancer.ch/podcasts/
Seit der Live-Schaltung im Januar hat Linda Morgan, Pflegexpertin Skin Cancer, zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten.
Muttermal-Checks am Place de la Riponne in Lausanne, Juni 2024
Dr. med. Christian Greis, CEO derm2go, fasst zusammen:
„Unsere Schweizer Präventionskampagne MySkincheck, unter der Schirmherrschaft von Prof. Reinhard Dummer, geht hybrid! Im Juni boten wir in Lausanne & Zürich kostenlose Muttermal-Checks an. Dermatolog:innen standen bereit, um Muttermale zu untersuchen und wertvolle Tipps zur Hautkrebsvorsorge zu geben.
Auch digital waren wir aktiv: Über derma2go konnten Teilnehmende ihre Muttermale online einsenden und sich von Experten beraten lassen. Warum ist Prävention wichtig? Aus harmlosen Muttermalen können Melanome entstehen. Regelmäßige Checks sind unerlässlich. Die Resonanz vor Ort hat gezeigt: Hautkrebsvorsorge ist ein wichtiges Thema.“
Mitglieder-Versammlung 2025 – Save-The-Date: 22. Mai 2025, 13:00
Bereits können wir Ihnen das Datum der nächsten Mitglieder-Versammlung mitteilen: sie findet voraussichtlich am 22. Mai 2025, 13:00, per TEAMS, statt.