ASCO 2022, Selbsthilfe Zürich/Schweiz Label, Publikumsinformation 10. Mai, Fortbildung 12. Mai 2022 und ZDFT 20
Wiederum liegt uns daran, Sie im Newsletter der ersten Jahreshälfte zusammenfassend über das ASCO-Meeting in Chicago zu informieren; weiter geben wir einen Überblick über die wichtigsten Aktivitäten – ein Meilenstein sicher die Verleihung des Labels „Selbsthilfe-freundlich“ durch die Selbsthilfe Zürich/Schweiz, eine vom BAG getragenen und mitfinanzierte Institution der Gesundheits-Präventionsstrategie des Bundes. Dies mit engem Miteinbezug einer Vertreterin der Selbsthilfeorganisation Melanom.
1. ASCO; 2.-6. Juni 2022
Wichtiges in Kürze (Prof. R. Dummer): Auszug aus Interview OncoSuisse, Kongresszeitung: Eindrücke vom ASCO 2022 a. Welches waren für Sie die Highlights am diesjährigen ASCO?
In der klinischen Melanomforschung wird sehr intensiv zum Thema adjuvante Therapie und neoadjuvante Therapie in Frühstadien geforscht. Dazu wurden in Chicago neue Ergebnisse präsentiert. Es gab zum Beispiel ein weiteres Update zur Keynote716 Studie, die die Wirkung von Pembrolizumab im Frühstadium des Melanoms untersucht. Dabei wird Pembrolizumab gegen Placebo verglichen. Frühere Untersuchungen haben schon gezeigt, dass das rezidivfreie Intervall verlängert wird. Bei der letzten Vorstellung der Ergebnisse mit verlängerter Nachbeobachtungszeit konnte jetzt auch gezeigt werden, dass die fernmetastasenfreie Zeit verlängert wird. Das Risiko wird um ca. 35% reduziert. Im Bereich der neoadjuvanten Behandlung wurde Pembrolizumab nun auch eingesetzt zur Behandlung von grossen Primärtumoren des desmoplastischen Melanoms. Diese Melanomart kommt vor allem im fortgeschrittenen Alter vor und ist klinisch schwer zu erkennen, sodass die Tumoren bei Diagnosestellung häufig sehr gross sind. Dies ist verbunden mit komplexen operativen Eingriffen. Nun wurde eine Immuntherapie mit Pembrolizumab vor dem operativen Eingriff eingesetzt. Es wurden bei ca. 60% der Patienten deutliche Rückgänge des Tumorgewebes beobachtet. In diesen Fällen konnte dann der operative Eingriff in kleinerem Umfang durchgeführt werden. In Einzelfällen wurde sogar darauf verzichtet. Auch im Stadium III werden neoadjuvante Behandlungsansätze mit Ipilimumab und Nivolumab untersucht. Prof. Christian Blank aus Amsterdam hat hier neue Ergebnisse vorgestellt. Es zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass eine histologisch dokumentierte Regression der Metastasen nach Ipilimumab und Nivolumab eine prognostische Relevanz hat. In dieser Situation sind keine weiteren chirurgischen oder radiotherapeutischen Massnahmen notwendig und die Überlebenszeiten sind trotzdem ausgezeichnet. Im Bereich der Behandlung der metastasierenden Melanome erfolgte eine Vorstellung der Daten zur Kombinationstherapie mit Nivolumab und Relatlimab, einem Antikörper gegen den Checkpoint LAG-3. Hier kann die Kombinationsbehandlung mit diesen beiden Antikörpern gegenüber der Monotherapie mit Nivolumab zu einem verbesserten progressionsfreien Intervall, einem verbesserten Überleben und zu höheren Ansprechraten führen bei fast identischer Toxizität. Diese Ergebnisse haben in den USA bereits zur Zulassung der Kombinationstherapie geführt. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft viele Patienten mit Risikofaktoren diese Kombinationsbehandlung statt der Monotherapie mit Anti-PD1 Antikörpern erhalten werden. Weitere Highlights für mich waren die frühen Ergebnisse für die Verwendung von MDM-2 Inhibitoren bei Merkelzellkarzinom. Hier scheint sich eine neue Substanzgruppe in der Klinik zu etablieren.
b. Welche Resultate/Erkenntnisse haben Sie überrascht? Positiv oder negativ und welche sind «practice changing?»
Positiv überrascht hat mich der MDM-2 Inhibitor. Practice changing sind die erneuten Berichte zu bereits teilweise vorgestellten Studien. In der adjuvanten Therapie für Stadium II Melanome die zukünftige Verwendung von Pembrolizumab. Bei den metastasierenden Melanomen wird neu die Kombination Nivolumab und Relatlimab von Bedeutung sein. And last but not least, die vorgestellten Daten zur Wirksamkeit von der Triple-Therapie Atezolizumab, Vemurafenib und Cobimetinib bei fortgeschrittene Hirnmetastasen sind ebenfalls spannend und werden Bedeutung haben für die Behandlung dieser Patienten.
c. Welche Erkenntnisse hatten für Ihre tägliche Praxis die grösste Bedeutung?
Der Einsatz von Pembrolizumab im Stadium II.
d. Welches sind die Bereiche mit dem grössten Forschungsbedarf?
Patienten mit Hirnmetastasen sind auf jeden Fall zu wenig untersucht.
e. Ist die Schweiz als Forschungsplatz ausreichend repräsentiert?
Meiner Meinung nach ist die Schweiz viel zu wenig repräsentiert. Die klinische Forschung in der Schweiz mit dem hohen medizinischen Niveau ist international verglichen unterrepräsentiert. Das liegt teilweise auch daran, dass jeder alles machen möchte und eine Schwerpunktbildung für bestimmte Krankheiten sehr schwierig ist.
f. Werden Sie in Zukunft das ASCO-Meeting wiederum persönlich besuchen oder werden Sie sich mit der Online-Übertragung begnügen? Da ich bei dem ASCO Meeting sowohl Vorträge als auch Posterbeiträge hatte und viele persönliche Besprechungen wissenschaftlicher Natur, werde ich in Zukunft weiter persönlich an der ASCO teilnehmen.
2. Nationale Hautkrebstage
2.a. Zürich: Nationaler Hautkrebswoche /Publikumsinformation, 10. Mai 2022;
vor Ort, nicht digital; Grosser Hörsaal Ost: «gekrönt» mit Verleihung der Auszeichnung von Selbsthilfe Zürich/Schweiz für die Dermatologische Klinik USZ: «wir sind selbsthilfefreundlich) durch die Leitung der 2 Organisationen; schöner Erfolg, über 130 Teilnehmende mit Einbezug/Vorstellen der Melanom-Selbsthilfe-Gruppe und Selbsthilfe Schweiz, sowie Standpräsenz im Foyer von lymphom.ch und der Krebsliga Kanton Zürich
Als Beispiel «griffiger» Massnahme/Unterstützung von Selbsthilfegruppen im ersten Halbjahr 2022: Patientenorganisation Melanom:
erster Roundtable, 29. März 2022 – sehr bereichernder gegenseitiger Austausch mit Dermatologie USZ-Kaderteam: Prof. R. Dummer, Dr. J. Mangana, Dr. V. Del Prete. L. Morgan und 3 Vertreterinnen der Gruppe (Protokoll liegt vor)
2.b. Basel; Universitätsspital Basel:
Die Dermatologie Unispital Basel wird gemeinsam mit den Praxisdermatolog*innen Basel-Stadt am 16. August 2022 für die Bevölkerung am offiziellen Rheinschwimmen einen Muttermal-Check anbieten.
2.c. Zürich:
Im Rahmen des Melanom Monats Mai haben wir, wie jedes Jahr, Skin Checks für die Öffentlichkeit (Stäfa HAUTApotheke) und Mitarbeiter der Firmen BMS und MSD durchgeführt. Dabei wurden mehr als 50 Kunden und 70 Mitarbeiter untersucht. Diese Initiative wurde von Mitarbeiter*innen und Kund*innen sehr geschätzt.
3. Interdisziplinäre Dermatoonkologie-Fortbildung, 12. Mai 2022
«Neuigkeiten zum Melanom» unter der Leitung von Dr. J. Mangana (und Präsenz/Co-Moderation: Prof. Th. Kündig) vor Ort, Careum Auditorium, nicht digital, gut 100 Teilnehmende u.a.: Ausgezeichnetes Referat von Gast aus Deutschland, PD Dr. Lisa Zimmer
4. ZDFT 2022: Update Kurs 2, Update Kurs 4 – Videos Physikalische Therapien – Wissenslücken in der Dermatologie
- Update Kurs 2 – Dermatoonkologie
- Update Kurs 4 – Therapien Erstmals in Form von 3 Videos über Themen der Physikalischen Therapien; Leitung PD Dr. med. Laurence Imhof Instruktionen/Videos angepasste Version auch für Homepage → sehr gute Rückmeldungen; wertvolle Hands-on-Demonstration, gute Alternative für Workshops vor Ort
- Wissenslücken in der Dermatologie: Doktorand*innen präsentierten aktuellste Projekte zu Forschungsthemen – im sinne „Was ist noch nicht abgedeckt/Wie kann beigetragen werden, diese Wissenslücken zu füllen: Leitung: Dr. med. Dr. sc. med. Egle Ramelyte (Neu Mitglied im VHKF 2022) Beiträge von: R. Stäger, F. Dimitriou, A. Roggo, N. Roshardt, M. Welti, I. Birkenmeier
5. Personalia / Auszeichnungen
Probevorlesung Habilitation von Dr. med. Joanna Mangana (Neu Mitglied im VHKF 2022), Oberärztin, Stv. Leitung Hauttumorzentrum USZ Thema: Immuntherapie und metastasiertes Melanom
6. Mitglieder-Versammlung 2023 – Save-The-Date: 25. Mai 2023, 12:30
Bereits können wir Ihnen das Datum der nächsten Mitglieder-Versammlung mitteilen: sie findet am 25. Mai 2023, 12:30, Ort ist noch offen, statt.